Nach meinem Studium der Religionspädagogik war ich viele Jahre als Seelsorgerin tätig. Die Begegnung mit Menschen, ihre Geschichten und was sie bewegt, hat mich schon immer interessiert. Jedoch fehlte mir in dieser Arbeit immer etwas. Ich erlebte, dass Gespräche gut sein können, aber oft nicht nachhaltig weiter helfen. Oft hat man mit dem Kopf etwas verstanden und trotzdem „hilft“ es nicht, weil es in Herz und die Seele irgendwie nicht so richtig „landet“. Und so fand ich nach einigen Jahren des Suchens die Craniosacraltherapie. Es faszinierte mich, wie eine so sanfte Art der Körperarbeit so viel im Körper bewegen und lösen kann und wie stark damit oft auch seelische Dinge in Bewegung kommen und frei werden können. Ich lernte, dass sich Probleme und Belastungen am besten dann auflösen, wenn man anfängt, den Körper immer feiner wahrzunehmen und darauf zu hören, was er zu erzählen hat. Mein absolutes Aha-Erlebnis kam aber erst, als ich Somatic Experiencing kennen lernte – eine ebenso sanfte wie wirkungsvolle Methode in der Traumabewältigung, bei der es nicht darum geht, immer wieder das Erlebte neu zu erzählen und damit immer wieder neu zu durchleben, sondern darum, was im Körper vor sich geht. Hier geht es darum, mit Neugier dem Nachzugehen, wie sich ein Gefühl im Körper anfühlt und wie es sich verändert, während man es fühlt. Es geht darum, neue positive Erfahrungen mit dem eigenen Körper zu machen, die Sicherheit schaffen und die helfen, in kleinen Schritten zu lernen, Gefühle zu halten – ohne Angst, von ihnen weg gespült zu werden. Im Zuhören und Zuschauen, was im eigenen Körper geschieht, passiert es plötzlich, dass sich etwas löst ganz ohne dass der Kopf etwas denken und verstehen musste. Plötzlich ist da ein Erkennen und Verstehen, das befreit und löst und das Denken versteht erst im Nachhinein, was geschehen ist. Es ist eine Art der Traumabewältigung, die mich immer wieder neu fasziniert. Mit jedem Menschen, den ich begleite, wächst die Faszination noch mehr, denn es ist eine Art spannende Reise in einem sicheren Rahmen, die letztlich immer in größerer Freude, größerer Ruhe und auch Stolz mündet – Stolz darauf, etwas gemeistert zu haben, das vorher nur mit Angst behaftet war.